5 Juni 2008
Leseempfehlungen für den Sommer von der Académie Goncourt
Für diejenigen, die sich den Sommer mit französischen Lektüren versüßen wollen, seien hier die aktuellen Leseempfehlungen der Académie Goncourt gebloggt:
Carole Achache : La plage de Trouville (Stock)
Jean-Marie Borzeix : Jeudi saint (Stock)
Jacques Chessex : Pardon mère (Grasset)
Quentin Debray : Le moment magique (Le Rocher)
Jérôme Garcin : Son excellence, monsieur mon ami (Gallimard)
Antoni Casas Ros : Le Théorème d’Almodovar (Gallimard)
Annie Ernaux : Les années (Gallimard)
Jennifer Lesieur : Jack London (Tallandier)
Marie-Dominique Lelièvre : Sagan à toute allure (Denoël)
Virginie Linhart : Le jour où mon père s’est tu (Seuil)
Jean-Yves Masson : Ultimes vérités sur la mort d’un nageur (Verdier)
Boualem Sansal : Le village de l’Allemand (Gallimard)
Guy Scarpetta : La Guimard (Gallimard)
Chantal Thomas : Café de la mémoire (Seuil)
Denis Tillinac : Dictionnaire amoureux de la France (Plon)
Dies ist ausdrücklich nicht die Auswahlliste für den Prix Goncourt, die erst am 2. September veröffentlicht wird – trotzdem dürfen Wetten abgeschlossen werden, welche dieser Titel sich dort wiederfinden werden…
10 März 2008
(Übersetzer-)Preis der Leipziger Buchmesse
Kommenden Donnerstag beginnt in Leipzig die Buchmesse, gleich am ersten Tag wird der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. In der Kategorie Übersetzung finden sich unter 5 Nominierungen zwei Übersetzungen aus romanischen Sprachen: nominiert sind u.a. Elisabeth Edl für ihre Neuübersetzung der Kartause von Parma und Fritz Vogelsang für seine Übertragung des altkatalanischen Romans vom weißen Ritter Tirant lo Blanc. Auf den Seiten des VdÜ finden sich Porträts der Nominierten.
(via text & blog)
Ausgezeichnet wurde in der Kategorie Übersetzung am 13. März Fritz Vogelsang, wie schön! Die Begründung der Jury:
Ausgezeichnet wird mit dem Preis Vogelgsangs jahrzehntelanger Einsatz für ein Werk, das in der altkatalanischen Sprache des Königreichs Valencia 1490 erschien und nun erstmals vollständig dem deutschsprachigen Leser vorliegt. Das Großepos, das auf 1.600 Seiten die abenteuerliche Reise des weißen Ritters und seinen Kampf für die Befreiung Konstantinopels schildert, bezeichnete Cervantes „als, aufgrund seines Stils, besten Roman der Welt“. Vogelgsang hat Martorells Altkatalanisch in eine elegante und mustergültig moderne deutsche Sprachform gebracht. In seinem Text kommt das Farbige, Unterhaltsame, Spannende dieses ersten realistischen Romans perfekt zur Geltung.
6 März 2008
Lust auf Provence?
Annick Eimer versucht mit einem kurzen Artikel in der ZEIT, den französischen (Lokal-)Schriftsteller Marcel Pagnol und seine Kindheitserinnerungen deutschen Lesern nahe zu bringen – in Frankreich wäre das kaum notwendig, da seine Souvenirs d’enfance nach wie vor zur kanonischen Schullektüre gehören. Wer sich in noch grauen, kalt-feuchten deutschen Spätwintertagen nach ein wenig Sonnenduft sehnt, sollte es vielleicht mit Pagnol versuchen:
Pagnols Bücher riechen und schmecken nach der Provence. Aus jeder Seite kriecht der Duft der Korkeichenwälder, der Oliven-, Aprikosen- und Mandelbäume. Jeder Satz schmeckt nach Thymian, Rosmarin und Lavendel.
12 Februar 2008
Jorge Luis Borges als Prophet des Web2.0?
Dieser Frage stellt sich Paul Ingendaay, aus Madrid schreibend, in der heutigen FAZ. Auf den Gedanken gekommen ist er durch einen Artikel von Noam Cohen vom 6. Januar in der New York Times, der am 27. Januar als Übertragung ins Spanische in „El Pais“ erschien. In diesem Artikel ist unter anderem von dem Buch einer in Amerika arbeitenden argentinischen Literaturwissenschaftlerin die Rede: Perla Sasson-Henrys „Borges 2.0 – From Text to Virtual Worlds“. Die Autorin hatte ihrerseits Mitte Januar der spanischen Zeitung ABC ein Interview gegeben, in dem sie die Literatur von Borges – mit ihren von Text zu Text verweisenden Markierungen – als Bindeglied zwischen traditionellen und digitalen literarischen Formen darstellte. Hier wies sie auch auf ein „Net-Art“ Projekt der Kunstprofessorin Natalie Bookchin hin, das auf Borges Erzählung „La intrusa“ basiert.
Soweit die Vernetzung der Grundinformation…
Und jetzt gehen wir den Weg wieder zurück:
In ihrem Buch analysiert Sassòn-Henry Borges Werke – La biblioteca de Babel, El jardín de senderos que se bifurcan, La Intrusa – in ihrer Wechselwirkung mit Wissenschaft, Technologie und virtueller Welt.
Noam Cohen beschreibt das so: die Verfasserin erkunde
the connections between the decentralized Internet of YouTube, blogs and Wikipedia — the so-called Internet 2.0 — and Borges’s stories, which “make the reader an active participant.”
Im weiteren Verlauf seines Artikels sucht und findet Cohen Indizien, die Borges mit dem Cyberspace in Verbindung bringen, und sieht in den Erzählungen des Argentiniers die Vorwegnahme von Wikipedia, Google Books und Blogosphäre.
Paul Ingendaay schließlich scheint einerseits recht beeindruckt von dem Gedanken, „aus Borges postum den Säulenheiligen des Cyberspace zu machen“, muss aber andererseits dem virtuellen Rauschen des Internet ein Lob des „altertümlichen“ Dichters Borges entgegenstellen und resümiert:
Er war ein elitärer Schriftsteller und wird es bleiben, sofern man das wertfrei sagen kann. Er wandte sich an die, die ihm zuhören mochten, und scherte sich nicht um die anderen. Vielleicht ist das der Schlüssel zu seiner Doppelköpfigkeit, wie sehr es sich auch lohnen mag, Borges im Licht der Computerbildschirme zu studieren: Er scherte sich nicht, während sich das Internet gefräßig um alles und jedes schert, auch das Blödeste und Niedrigste. Dafür brauchen wir es, gewiss, und offenbar wollen wir es sogar und sind also selbst schuld; aber zugleich entfernen wir uns von der Möglichkeit zur Versenkung, die vor der Ankunft dieses konzentrationstötenden Mediums einmal existierte.
Amen.
8 Februar 2008
Robert Massin, das Gesicht hinter der Typographie von Gallimard
Welcher Frankoromanist kennt nicht die sandfarbenen Bände aus dem Hause Gallimard mit dem diskreten Schriftzug der nrf oder die schon von weitem klar identifizierbaren Taschenbuchausgaben der Reihe Folio? Den Namen des Graphikers, der diese „Layouts“ entwickelt hat, kennen wohl nur wenige: Robert Massin, geboren 1925, leitete seit 1958 für 20 Jahre die durch und für ihn neu gegründete Graphikabteilung des Gallimard-Verlags und verlieh vielen der noch heute erscheinenden Reihen des Hauses ihr unverwechselbares Gesicht. Neben den eher diskreten Typographien dieser Reihen ist es vor allem die typographie expressive, mit der sich Massin einen Namen machte – insbesondere durch die Gestaltung der Texte von Eugène Ionesco.
Jetzt sind zwei Monographien zu Robert Massin erschienen, eine englischsprachige, die in den Lettres françaises besprochen wird, und ein französischer Ausstellungskatalog.
7 Februar 2008
Lest doch mal… Louis-Ferdinand Céline
Das meint jedenfalls Jan Free, der auf ZEIT online in der Rubrik „Vergessene Autoren“ eine Würdigung des französischen Schriftstellers präsentiert. Céline, der hierzulande nach wie vor als Antisemit und Faschist verpönt ist und nur wenig gelesen wird, gilt in Frankreich mittlerweile als einer der wichtigsten Romanciers des 20. Jahrhunderts. Das hat er vor allem der innovativen Sprache seines Hauptwerkes „Voyage au bout de la nuit“ zu verdanken, das seit 2003 in einer neuen, vielgepriesenen Übersetzung auf Deutsch vorliegt. Jan Free:
Die Sprengkraft des Buchs findet sich im Stil: Als einer der ersten französischen Autoren verfasst er die Erzählpassagen seines Romans nicht in der üblichen Hochsprache, sondern benutzt durchgängig die ungeschönten Sprechweisen der unteren Schichten.
Ich hab das Buch schon lange zuhause im Regal, allerdings auch noch nicht gelesen…
25 Januar 2008
Topseller in Frankreich 2007
Der Franzosen liebstes Buch – oder zumindest das meistverkaufte – in 2007? Natürlich Harry Potter VII… Aber dann: auf Platz 2 ein Roman, den weder Literaturkritik noch Buchhandlungen zunächst auf der Liste hatten, also wohl ein echter „Liebling der Leser“: L’élégance du hérisson von Muriel Barbéry (hier ihr Blog), in dem die Autorin die unglaubliche Begegnung einer gebildeten und japaninteressierten Concierge mit einer frühreifen 12jährigen schildert, die sich zum Selbstmord entschlossen hat. Auf Platz 3 konnte sich nach der Verleihung des Prix Renaudot die autobiographische Erzählung „Chagrin d’école“ von Daniel Pennac behaupten.
7 Januar 2008
Mircea Cartarescu
Die FAZ bringt heute ein Porträt von Mircea Cartarescu, „dem bedeutendsten rumänischen Schriftsteller der Gegenwart“. Anlass ist die deutsche Übersetzung des ersten Bandes seines dreibändigen Hauptwerkes „Orbitor“, „Die Wissenden„, die kürzlich im Zsolnay Verlag erschienen ist. Rezensionen des Bandes finden sich u.a. beim Perlentaucher, bei CaféBabel, bei Deutschlandradio Kultur.
Am 8. März 2008 bringt die NZZ ein ausführliches Gespräch mit Cartarescu; Andreas Breitenstein redete mit ihm über
… den rumänischen Kommunismus und Ceausescus bleibende Spuren, über die europäischen Perspektiven Rumäniens und die neue Auswanderung. Auskunft gab der Autor zudem über ideologische Verführung, die Freiheit des Künstlers und die Quellen der Inspiration.
24 November 2007
Dictionnaire du Monde Germanique
Die SZ rezensiert heute ein neues französisches Kompendium über die Deutschen:
ELISABETH DÉCULTOT, MICHEL ESPAGNE, JACQUES LE RIDER (HRSG): Dictionnaire du monde germanique. Verlag Bayard, Paris 2007, 1309 Seiten, 129 Euro bis zum 31. Januar 2008, danach 149 Euro
Auch wenn der Rezensent nicht in allen Punkten mit dem Unternehmen zufrieden ist, scheint es doch eine lohnende Lektüre für all diejenigen zu sein, die besser verstehen wollen, wie die Franzosen die Deutschen verstehen. Und im Sinne des Projekts Lieux de mémoire regt er auch hier als Ergänzung ein deutsches Kompendium über die französische Zivilisation an.
22 November 2007
Lehrbücher für Bachelor-Studierende bei UTB
Der UTB-Verlag hat eine Bachelor-Bibliothek eingerichtet, in der für verschiedene Fächer, darunter die Romanistik, „verständlich geschriebene, gut strukturierte, kompakte Lehrbücher“ sowie einige Lehrbuch-Klassiker aufgelistet werden. Online und frei sind jeweils Inhaltsverzeichnis und Vorwort einzusehen.